Erinnerungen kamen wieder und Beklommenheit wurde sichtbar, als die beiden ehemaligen KZ-Häftlinge Ignacy Krasnokucki und Jerzy Michnol die Justizvollzugsanstalt in Siegburg betraten. Die Sicherheitsschleuse, das weithin hörbare Geräusch des Schließen der Schlösser, die Gefängnismauern und die hohen Zäune, die damit verbundene Atmosphäre der Fremdbestimmtheit, all dies ruft bei Ihnen Erinnerungen an die Vergangenheit wach. Es sind Erinnerungen, so erklärt Krasnokucki später seinen Zuhörern, an die schweren Zeiten im Ghetto Lodz und im Konzentrationslager Buchenwald, wo er bis 1945 eingesperrt war. Der zweite Zeitzeuge ist Jerzy Michnol. Er wurde 1943 zunächst in das KZ Auschwitz deportiert. Später wurde er in das KZ Mauthausen verlegt. Dort konnte er Anfang Mai 1945 befreit werden.

Die Zeitzeugen stellten sich offen den Fragen der Inhaftierten. Die jungen Gefangenen, die an dem Zeitzeugengespräch teilnahmen, sind Schüler in den Haupt- und Realschulklassen der JVA Siegburg. Dass die beiden Zeitzeugen, deren Familien im Holocaust fast vollständig ausgelöscht wurden, hier Jugendlichen begegneten, die eine kriminelle Vergangenheit zu bewältigen haben, machte die Veranstaltung zu einem Experiment. Die Abteilungsleiterin Frau Berk betonte deshalb, dass sie hoffe, dass einige Gefangene, die Kontakte zur rechten Szene gehabt hätten, durch die Gespräche an diesem Tag ins Nachdenken kämen.

Dass dieses Zeitzeugengespräch mit dem 85-jährigen Jerzy Michnol und dem ein Jahr älteren Ignor Krasnokucki zustande kommen konnte, ist dem Maximilian-Kolbe-Werk mit Sitz in Freiburg und dem Diözesanrat Köln zu verdanken. Stellvertretend für den Diözesanrat Köln nahm als Geschäftsführer des Diözesanrates Herr Norbert Michels an der Veranstaltung teil. Natürlich ließ es sich der Anstaltsleiter der Justizvollzugsanstalt, Herr Wolfgang Klein, nicht nehmen, an dem Zeitzeugengespräch teilzunehmen, ebenso wie der Justizminister von Nordrhein-Westfalen, Herr Thomas Kutschaty. Der Justizminister sagte, es sei für Ihn, als er von diesem Termin erfuhr, klar gewesen, dass er dabei sein wollte. Insgesamt zeigten sich die Gäste von der Atmosphäre, in der das Gespräch stattfand, und von dem positiven Verhalten der jugendlichen Inhaftierten beeindruckt.


Erinnerungen an die Vergangenheit