Pfarrer Ralf Guenther und Superintendent Carsten Schleef (v. l.) Nach dem Einführungsgottesdienst stellten sich der Superintendent Carsten Schleef und Pfarrer Ralf Günther für ein Erinnerungsfoto zusammen an den Altar der Kirche von Haus 1. (v. r.)
Quelle: Jörg Gieseking

Am Sonntag, den 19. März 2017, wurde Pfarrer Ralf Günther vom stellvertretenden Superintendenten des Evangelischen Kirchenkreises an Sieg und Rhein, Pfarrer Carsten Schleef, in sein neues Amt eingeführt.

Pfarrer Ralf Günther übernimmt damit offiziell das Amt als evangelischer Seelsorger in der Justizvollzugsanstalt Siegburg. Deutlich getrennt sitzen die Besucher rechts und die in der JVA inhaftierten Männern links in der Kirche von Haus 1 während des Gottesdienstes. Die Erfahrung des 55jährigen Pfarrers spiegelt sich in seinem resoluten Umgang mit den Gefangenen. Es reicht aus, dass er einmal, ruhig und mit Nachdruck einen Gefangenen ermahnt, um dann den Gottesdienst fortzusetzen.

Nach dem Gottesdienst nimmt Pfarrer Ralf Günther noch zahlreiche Glückwünsche von den Besuchern des Einführungsgottesdienst entgegen. Während in einer normalen Gemeinde nur etwa drei bis fünf Prozent der Gemeindemitglieder regelmäßig in den Gottesdienst kommen, sind es in der JVA etwa 30 Prozent. Aber in einer JVA gibt es andere Hürden, um mit ihm in Kontakt zu treten muss der Gefangene einen Antrag schreiben. Seit Anfang dieses Jahres hatte Ralf Günther schon die Möglichkeit einige Häftlinge und den Alltag im Gefängnis kennenzulernen.

Fragen an den neuen evangelischen Pfarrer

Zur Amtseinführung am 19. März 2017 des neuen evangelischen Pfarrers der JVA Siegburg Herrn Ralf Günther stellte ich an ihn die folgenden Fragen.

Könnten Sie sich kurz vorstellen?

Mein Name ist Ralf Günther, ich bin 55 Jahre alt. Ich bin seit 1988 Pfarrer und war bislang hauptsächlich im Krankenhaus und in der Gemeinde tätig. Seit Dezember bin ich nun hier in der JVA Siegburg.

In Ihrem Einführungsgottesdienst haben Sie eine Predigt gehalten, warum haben Sie gerade dieses Thema gewählt?

Es gibt in der evangelischen Kirche für jeden Sonntag einen vorgeschlagenen Predigttext und am letzten Sonntag (19.03.2017) war diese Episode von der armen Witwe, die ihr bisschen Geld spendet, Thema. Indem ich in der Predigt die mögliche Geschichte der Witwe nacherzählt habe, habe ich versucht herauszuarbeiten, wie ein Mensch zu so einer selbstlosen Haltung kommen könnte.

Was bedeutet Seelsorge im Knast für Sie?

Zunächst einmal zu begreifen, das die Welt hier drin anders ist, als die Welt jenseits der Gitter. Es gibt andere Regeln, andere Wertvorstellungen, andere Machtverteilungen. Dann geht es darum in diesen Bedingungen Wege zu finden die Inhaftierten so zu unterstützen, dass sie sich vielleicht verändern können und dann draußen besser zurecht kommen. Natürlich hat diese Unterstützung für mich etwas mit Glaubensvermittlung zu tun, denn Gott ist die größte Hilfe, die wir als Menschen erhalten können.

Wenn Sie die Begriffe Mauern-Gitter-Vorurteile-Versagen-Angst, hören, wie sortieren sie diese für sich ein?

Ich habe ja bisher in vielen anderen Zusammenhängen gearbeitet und überall habe ich es mit all diesen Begriffen zu tun bekommen, will sagen in Hinsicht dieser Begriffe geht es im Gefängnis auch nicht anderes zu als im übrigen Leben.

Mit welchen Zielen und Wünschen gehen sie an ihre Arbeit hier in der JVA Siegburg?

Ich möchte versuchen durch die Seelsorgearbeit den Menschen hier den Glauben an Gott  als starke innerlich wirksame Lebenshilfe nahezubringen und so vielleicht dazu beizutragen, dass Inhaftierte ihr Leben ändern können und zwar zum Guten hin, zur Entwicklung, zur Zufriedenheit.

Meine größte Schwäche ist? Meine größte Stärke ist?

Das verrate ich nicht, das müssen sie hier schon selber herausfinden.

Vielen Danke Herr Günther für das Interview.
(J.G.)