Die Gitarristen Andrés Godoy und Thomas Rische waren am 19. November 2014 zum zweiten­mal Gäste in der Justiz­vollzugs­anstalt Siegburg.

Wer Andrés Godoy nicht leibhaftig erlebt hat, vermag kaum zu glauben, welche Klänge und Schwingungen der chilenische Gitarrist seinem Instrument entlockt. Mit 14 Jahren verlor der heute über 60-jährige Südamerikaner bei einem Unfall seinen rechten Arm. Thomas Rische transportiert in seiner Musik den lateinamerikanischen Blick aufs Leben. Sein Programm besteht aus einem breiten Spektrum an Liedern und Musik aus Lateinamerika, aus dem Latinjazzbereich, aber auch aus Rock- Folk- und Worldmusik.

Andrés Godoy erzählte nicht nur aus seinem Leben, er motivierte die Inhaftierten, sich an den Rhythmusübungen zu beteiligen. Er demonstrierte wie man ohne ein Instrument nur mit den Händen, Füßen und der Stimme einen Rhythmus choreografiert. Natürlich spielte er auch. Zum Beispiel begeisterte er das Publikum mit dem von ihm komponierten Titel "Sputnik". Andrés Godoy erzählte dazu, dass der Titel "Sputnik" sich nicht nur auf den ersten künstlichen Erdsatelliten bezieht, sondern viel mehr auf seine Begleiterin, die Gitarre, diese sei seine Reisegefährtin durch die Welt.

Für Andrés Godoy war es ein langer Weg bis er es mit seiner Behinderung zu einem Musiker, Gitarrist, Komponist und Musikproduzent schaffte. Damit er wieder Gitarre spielen konnte, entwickelte er eine bis dahin nicht gekannte Technik. Diesen Fingerstyle an der Gitarre taufte er "Ta-Tap". So ist er seit neun Jahren weltweit mit seinen Liedern unterwegs, nach seinem Besuch in Deutschland und der JVA Siegburg war er im Dezember 2014 auf einer Tour durch China, Malaysia usw.

Auch dieses Mal hatte das Konzert wieder den Charakter eines Workshops für die Inhaftierten. Neben den Stücken bei denen die Inhaftierten Andrés Godoy gesanglich unterstützten und begleiteten, gab es einen weiteren Höhepunkt. Ein Inhaftierter spielte auf der Gitarre das Lied "Hit the road Jack!" und Andrés Godoy sang dazu.  

Ein Ziel von Andrés Godoy ist es den Inhaftierten mittels seiner eigenen Erfahrungen in seinem Leben zu erklären, wie man Schwierigkeiten meistern und positiv umsetzen kann. Gerade deshalb versucht er sowohl in Chile im Gefängnis als auch in Deutschland Inhaftierten zu zeigen, dass jeder Talente hat, die er einfach nur nutzen muss.

Da es noch keine Dokumentation über Andrés Godoy gibt, begleiteten die beiden Filmemacher Sebastian Saam und Stefan Gieren ihn in die Justizvollzugsanstalt Siegburg. Der Workshop wird filmisch ein Teil dieser Dokumentation, bei der die Filmemacher Andrés Godoy in Deutschland, Asien, Südamerika und in seiner Heimat Chile  2014/2015 begleiten. Natürlich sind die Inhaftierten jetzt schon gespannt auf das Ergebnis dieser Dokumentation.