Die Kontaktgruppe des CVJM Oberberg feierte am 10. November 2013 ihr 50-jähriges Jubiläum.
Am Sonntag, den 17. November 1963 besuchte erstmals eine Gruppe junger Männer des "Christlichen Vereins Junger Menschen" (CVJM) im Oberbergischen das Siegburger Gefängnis. Danach kamen sie zunächst vierteljährlich, feierten Sonntagsmorgens den evangelischen Gefängnisgottesdienst mit und saßen nach dem Mittagessen mit einer Gruppe Inhaftierter zum Gespräch zusammen. Es zeigte sich, dass zum Aufbau tragfähiger Beziehungen, an denen von beiden Seiten Interesse bestand, die zeitlichen Abstände zu groß waren. Und so genehmigte die Anstaltsleitung bald, dass die Männer aus dem Oberbergischen monatlich an einem Freitagabend in die Anstalt kommen durften.
Das ist bis heute so:
an jedem 2. Freitag gegen 19 Uhr kommen ca. 12 der aktuell 16 Ehrenamtlichen für 90 Minuten in der Anstaltskirche mit rund 16 Inhaftierten zum Gespräch an Tischen zusammen. Jeder Gruppenbesuch schließt mit einem kurzen biblischen Impuls. Darüber hinaus gibt es den einen oder anderen Briefkontakt zwischen diesen Besuchen und manchmal auch über die Haftzeit hinaus. Dieses Beziehungsangebot der Ehrenamtlichen ist gerade für diejenigen Inhaftierten wichtig, die sonst keinen Besuch in der JVA bekommen oder keine Angehörigen haben.
In den zurückliegenden 50 Jahren haben viele Ehrenamtliche in der CVJM-Kontaktgruppe mitgearbeitet, seit längerer Zeit sind auch Frauen dabei. Aber zwei "Männer der 1. Stunde", die schon im November 1963 dabei waren, kommen auch heute noch regelmäßig mit nach Siegburg: Günther Berndt aus Wiehl und Paul-Martin Katzenbach aus Gummersbach.
Beim gut besetzten Festgottesdienst, den die Gruppe mit den beiden evangelischen Anstaltsseelsorgern Diakonin Angelika Knaak-Sareyko und Pfarrer Jens-Peter Preis feierte, erzählte Günther Berndt in einem Interview von den Anfängen der Arbeit. Einer den Inhaftierten, der schon lange die Treffen der Kontaktgruppe besucht, ließ sich in diesem Gottesdienst taufen. Er hatte in den Monaten vorher Taufunterricht bei Pfarrer Preis bekommen und konnte nach dem Gottesdienst mit vielen Gästen weiterfeiern. Anstaltsleiter Wolfgang Klein und der frühere Seelsorger Pfarrer Rudolf Hebeler wiesen in ihren Grußworten auf die wichtige Funktion der Ehrenamtlichen im System Strafvollzug hin und dankten - ebenso wie Anstalts-Beiratsvorsitzender Albert Thüssing und Pfarrer Preis - den Jubilaren für den jahrelangen treuen Dienst. Hebeler erinnerte, dass die JVA Siegburg für die Kontaktgruppenarbeit in der ganzen Republik eine wichtige Vorreiterrolle gespielt hat. Heute kommen mehr als 10 verschiedene Kontaktgruppen in die Siegburger Anstalt und bieten Inhaftierten Austausch und ein offenes Ohr an. Das entlastet die Arbeit der vier Seelsorger spürbar.
Nach dem gemeinsamen Essen mit allen Festgästen saßen Ehrenamtliche und Inhaftierte der Kontaktgruppe Oberberg noch an den Tischen in der Anstaltskirche bei Kaffee und Kuchen zusammen. Als "Geschenk" an die Inhaftierten hatte die Kontaktgruppe zum Abschluss des Festtages schließlich den Gospelchor Gummersbach eingeladen, der mit 39 Sängerinnen und Sängern ein mitreißendes Konzert präsentierte. "Schade, dass es solche Feste hier nicht öfter gibt!" war einer der Kommentare auf dem Weg in den Haftraum, der das Gelingen dieses besonderen Tages gut zusammenfasst.