Die Theaterpforte - die Knastbühne, geleitet von den beiden Schauspielerinnen Janine Schnabel und Lena Conzendorf, hat vom 15.-16.12.2023 einen Schauspielworkshop in der sozialtherapeutischen Abteilung abgehalten.

In dem zweitägigen Workshop wurden mit zehn Teilnehmern Themen wie Fremd- und Selbstwahrnehmung, Körperbewusstsein sowie Nähe und Distanz behandelt: Den Inhaftierten der JVA Siegburg bot sich dadurch die Gelegenheit neue Seiten an sich und auch am Gegenüber kennenzulernen. Das Programm des Workshops beinhaltete für jeden Tag ein Aufwärmprogramm, verschiedene Schauspielübungen, Improvisationsaufgaben und einen Cooldown. Am ersten Tag lag der Fokus auf Schauspielübungen, die die eigene Körperwahrnehmung trainieren. Am zweiten Tag lag der Fokus vor allem auf freien Improvisationsaufgaben, die die Teilnehmer auch vor der Gruppe präsentiert haben.

Der Workshop begann am 15. Dezember 2023 mit einer kurzen Vorstellungsrunde, ehe es mit verschiedenen Aufwärmübungen wie beispielsweise dem Bewegen in einem begrenzten Raum in unterschiedlichen Ausführungen weiterging. Nachdem den Teilnehmern schnell warm geworden war, stellte sich auch eine gewisse Lockerheit ein. Viele Übungen wurden mit der gesamten Gruppe oder als Paar durchgeführt. Die Fragestellung lautete unter anderem: Wie wirken wir auf andere und welchen Einfluss hat unsere Körpersprache darauf? Andere Übungen beschäftigten sich mit der Wahrnehmung von Nähe und Distanz: Wann fühle bzw. gewinne ich zum Beispiel nur über Augenkontakt den Eindruck, dass ich meinem Gegenüber zu nahekomme und in der Rückbetrachtung gesehen, ist dieser Eindruck identisch mit den tatsächlichen Wahrnehmungen?

Schauspielübungen trainieren die eigene Körperwahrnehmung

Natürlich gab es auch Improvisationsaufgaben, bei denen die Teilnehmer in eine andere Rolle schlüpfen sollten. So gab es zum Beispiel eine Aufgabe, bei der fünf angeheiterte Männer auf ein Taxi warten, wobei jeder eine feste Aufgabe hat: So soll einer den Aufbrausenden spielen, der nächste den Beschwichtigenden usw. Die restliche Gruppe nutzte die Zeit als Publikum zum Beobachten. Beide Seiten hatten viel Spaß und danach wechselten die beiden Gruppen vom Publikum zum Schauspieler und umgekehrt.

Am zweiten Tag waren alle wieder dabei, obwohl noch vor Beginn des Workshops der eine oder andere Zweifel hatte, ob er überhaupt teilnehmen sollte. Auch dieser Tag begann mit verschiedenen Aufwärmübungen, die die Teilnehmer in Schwung brachten. Der Schwerpunkt des Tages lag auf dem Thema “Hoch- und Tiefstatus”. Nach einigen Einführungsübungen ging es in Improvisationsübungen und -szenen zu zweit, wobei die übrigen Teilnehmer das Publikum bildeten. Zum Abschluss spielten die Teilnehmer, in zwei Gruppen aufgeteilt und unter Berücksichtigung und Anwendung des Gelernten, zwei Situationen durch, die sie sich frei und kreativ erarbeiteten und gemeinsam entwickelten.

Nach dem gemeinsamen Austausch über die jeweiligen Erfahrungen der vergangenen Tage durften die Teilnehmer den Workshop von 1 bis 10 bewerten, wobei die Bewertung ausschließlich zwischen 9 und 10 lag. Alle Teilnehmer wünschten sich mehr solcher Veranstaltungen. Die den Workshop begleitende Sozialarbeiterin Frau Rauh und der für Freizeitgestaltung zuständige Justizbeamte Herr Gieseking wurden aufgefordert, sich doch dafür einzusetzen und für die Zukunft vielleicht eine Theatergruppe ins Leben zu rufen. Alle Teilnehmer bedankten sich bei dem Team der Theaterpforte für zwei fantastische Tage.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Workshop den Teilnehmern neue Blickwinkel auf sich, ihren Körper und ihr Umfeld ermöglicht hat. Die Teilnehmer betonten am Ende des Workshops, dass ihnen dies auch im Alltag helfen wird und neue Perspektiven einzunehmen. Durch das Erschließen neuer Blickwinkel auf sich selbst und das Gegenüber kann der Workshop ebenfalls zu einem besseren sozialen Miteinander beitragen.

Das Zustandekommen des Theaterworkshops ist möglich geworden Dank der Förderung des Caritasverband Rhein-Sieg e.V. und der JVA Siegburg.