Bilder von der Ausstellung "Frei-Räume" in der JVA Siegburg. Banner der Ausstellung "Frei - Räume" vor und in der Justizvollzugsanstalt Siegburg.
Quelle: Jörg Gieseking

Mit einer Vernissage am 19. September 2016 wurde die Ausstellung "Frei – Räume" in der Justizvollzugsanstalt Siegburg durch Thomas Kutschaty, den Justizminister des Landes Nordrhein-Westfalen, eröffnet.

Grußworte zur Eröffnung der Ausstellung "Frei – Räume" wurden von Vizekonsul Prezemyslaw Gembiak vom Generalkonsulat der Republik Polen und dem Kanzler der Alanus Hochschule Dirk Vianden gehalten. Eine Einführung zur Ausstellung hielten Frau Professor Eller-Rüter und Professor Zbigniew Bajek. Des weiteren richtete der Dekan der Kunstakademie Krakau einige Worte an die Gäste. Unter den Anwesenden waren auch der Bürgermeister von Siegburg, Herr Huhn, und Herr Feige aus dem Justizministerium.

Das erfolgreiche und mit viel öffentlicher Resonanz angenommene polnisch-deutsche Projekt endete jetzt mit dem abhängen der letzten Banner in der Kirche von Haus 1. Seit vielen Jahren realisiert Frau Professorin Dr. Ulrika Eller-Rüter von der Alanus-Hochschule interkulturelle, partizipatorische Projekte im öffentlichen Raum. Enge Kontakte pflegt sie mit dem Kunstprofessor Zbigniew Bajek von der Jan Matejko Kunstakademie in Krakau. Künstler der Kunstakademie und der Alanus Hochschule gestalteten schon 2014 gemeinsam 40 großformatige Banner zum Titel "Horizonte der Freiheit" im Krakauer Gefängnis Montelupich. Anfang September wurde die Kunstaktion mit einem fünftägigen Workshop in der Justizvollzugsanstalt Siegburg  fortgesetzt.

Die künstlerischen Ergebnisse des Workshops in Form von Bannern in der Größe von 2,50 x 1,60 Metern waren an der Zufahrt und an der Außenmauer der JVA Siegburg zu sehen. Weitere Banner waren am Sportplatz innerhalb der JVA Siegburg für die Gefangenen gut sichtbar aufgehängt. Die in der JVA Siegburg zusammen mit und durch die Gefangenen entstandenen zehn Banner waren in der Kirche der JVA in Haus 1 zu sehen. Noch am 06. Oktober führte Frau Professor Eller-Rüter zusammen mit dem Ausbildungsleiter und dem Leiter des Allgemeinen Vollzugsdienstes zwei Gruppen durch die Ausstellung.

Thomas Kutschaty betonte bei der Eröffnung der Ausstellung die Bedeutung von Kunst und Kultur für die Resozialisierung der Gefangenen. Die Beschäftigung mit Kunst, Literatur und Musik, die in den Justizvollzugsanstalten des Landes eine lange Tradition hätten, seien "ein wertvoller Beitrag zur Wiedereingliederung", meinte der Justizminister, während der polnische Vizekonsul das Kunstprojekt vor allem als Aspekt der deutsch-polnischen Partnerschaft würdigte, die vor 25 Jahren besiegelt wurde.

Wie geht es weiter?

"Wir als Künstler nehmen uns die Freiheit und arbeiten mit jedem Menschen zusammen und achten nicht darauf, was er verbrochen hat", schilderte die Kunstprofessorin Ulrika Eller-Rüter. Durch die Kunst ist ein Zwischenraum der Begegnung entstanden, in dem die Inhaftierten die Wirkung von Kunst und Kultur erfahren und ihre Kreativität erproben konnten. Hochmotiviert waren die Gefangenen und ließen sich anregen ihre künstlerischen Fähigkeiten zu nutzen. Sie genossen die künstlerischen "Frei – Räume" in vollen Zügen. 

Aber wie geht es jetzt weiter? Auf die Bitte der beiden Professoren werden die zehn in der JVA Siegburg geschaffenen Banner auf Reisen gehen. Die nächste Kunstintervention wird in Tschechien stattfinden und die zehn neuen Banner reihen sich hier ein in die zweihundert schon zuvor von Künstlern aus Deutschland und Polen geschaffenen  Banner. Es ist zu hoffen, dass das Projekt immer weiter seine Kreise zieht in Europa. Den an dieser Stelle möchte ich Zbigniew Bajek zittieren, der sehr treffend sagte: "Freiheit ist immer und überall ein aktuelles Thema, das eigentlich überall gleichbedeutend wahrgenommen wird".