Anstaltsleiter der JVA Siegburg beim Rundgang mit Besuchern des EL-DE-Hauses in Köln. Der Anstaltsleiter der JVA Siegburg, Herr Wolfgang Klein, während des Rundgangs mit Herrn Gries, Herrn Dr. Müller und Herrn Dr. Eumann vom NS-Dokumentationszentrum in Köln sowie dem Ausbildungsleiter der JVA Siegburg, Herrn Reichelt, vor dem Sanitätsbereich dem sog. alten Lazarett. (v. r. n. l.)
Quelle: Jörg Gieseking

Die Ausstellungsmacher vom EL-DE-Haus in Köln konzipieren derzeit eine Ausstellung zur Person Erich Sander, einer der führenden Personen des frühen Widerstandes gegen Hitler.

Erich Sander engagierte sich sehr früh politisch. Er ist ab 1933 Leiter in der verbotenen Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SADP) in Köln. Die Gestapo beobachtet ihn und die Mitglieder der SADP. In seiner elterlichen Wohnung wurden achtmal je ca. 500 Blatt Flugblätter hektografiert, deren Texte er teilweise selbst verfasst hatte. Zwischen Januar und April 1934 werden in einem Zimmer von Haus Sülz bei Lohmar Schulungskurse für die Mitglieder abgehalten. Im September 1934 werden 17 Mitglieder unter anderem Erich Sander verhaftet. Wegen Hochverrats standen 1935 er und 17 Genossen vor dem Oberlandesgericht in Hamm vor Gericht. Erich Sander wurde als Kopf der Gruppe zu einer besonders harten Strafe von 10 Jahren Zuchthaus verurteilt.

Erich Sander verbüßt seine Haft lange Zeit in der JVA Siegburg. Am 22. März 1944 wird er in das Siegburger Krankenhaus eingeliefert mit seit Tagen anhaltenden starken Leibschmerzen. Er verstirbt einen Tag später im Krankenhaus am 23. März 1944.

Weshalb ist die Person Erich Sander aber so interessant?

Er ist der Sohn des weltbekannten Fotografen August Sander. Er selbst war ebenfalls ein Fotograf und übte diese Tätigkeit auch im Zuchthaus Siegburg seit 1936 aus. Dabei schmuggelte er mit Hilfe von Mithäftlingen zahlreiche Negative oder Abzüge heraus. Seine Arbeit im Zuchthaus ermöglichte es ihm, unzensierte Briefe zum Teil in Geheimschrift an seine Eltern zu schreiben. Eine Vielzahl dieser Zeitdokumente blieben erhalten und ergeben einen Eindruck von den Lebensumständen politischer Häftlinge während des Nationalsozialismus.

Um sich der Person und seinem Lebensumfeld zu nähern, besuchten Herr Dr. Jürgen Müller, Herr Dr. Ulrich Eumann und Herr Christopher Gries vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln im EL-DE-Haus die JVA Siegburg. Bei einem Rundgang mit dem Anstaltsleiter Herr Wolfgang Klein konnten sie sich ein Bild von den Örtlichkeiten machen und Eindrücke sammeln. Die Ergebnisse können ab dem 23. Oktober 2015 in einer Ausstellung im EL-DE Haus besichtigt werden.