Der Umstrukturierungsprozess in der JVA Siegburg von einer reinen Jugenstrafvollzugsanstalt hin zum Erwachsenenvollzug begann im September 2011 mit der sukzessiven Verlegung von jugendlichen Strafgefangenen in die neu erbaute JVA Wuppertal-Ronsdorf.

Mitte Januar 2012 konnten so die ersten erwachsenen Strafgefangenen in Haus 1 einziehen. Knapp drei Monate später, am 27. April 2012, war Haus 1 mit 289 Erwachsenen bereits neu belegt. Für die Bediensteten bedeutete dies eine schwierige Zeit. Zum einen galt es, die Erwachsenen von den Jugendlichen strikt zu trennen, d. h. viele gewohnte Arbeitsabläufe mussten verändert werden. Zum anderen verließen eine Reihe von Kolleginnen und Kollegen die JVA Siegburg, um ihren Dienst in der neuen JVA Wuppertal-Ronsdorf anzutreten. Zugleich brachten die Anpassungen an den Erwachsenenvollzug einen verringerten Personalschlüssel für die Anstalt mit sich.

Dessen ungeachtet, musste am 29. Mai 2012 der nächste große Umzug der in Haus 2 verbliebenen 160 jugendlichen Strafgefangenen stattfinden. 29 Gefangene wechselten in den Erwachsenenvollzug, um ihre Ausbildung in Siegburg zu beenden. Alle anderen wurden in die Jugendhaftanstalten nach Heinsberg, Iserlohn und Wuppertal-Ronsdorf verlegt. Im Gegenzug kamen rund 130 jugendliche Untersuchungshäftlinge nach Siegburg, die in den frei gewordenen Hafträumen von Haus 2 ihre neue Unterkunft erhielten. Notwendig wurde diese Maßnahme, da die erforderlichen Um- und Ausbaumaßnahmen in der JVA Heinsberg bis zu diesem Zeitpunkt nicht abgeschlossen werden konnten.

Im April 2013 endete auch dieses Kapitel in der Geschichte der JVA Siegburg. Werner Kaser, der katholische Anstaltspfarrer, hielt die damaligen Ereignisse in seinem Bericht mit dem Titel „Nach 66 Jahren zum ersten mal wieder ‚Jugendfrei‘“ fest:

"Am Montag, dem 15. April kurz nach 8.30 Uhr war es so weit. Vor dem Eingang von Haus II wurde der Bully beladen: 2 Fanta-Kisten, eine sogar mit 2 Flaschen Siegburger Wasser, und mehrere große Kartons, die wahrscheinlich neben der anderen Habe auch jeweils einen Fernseher enthielten, wurden fachmännisch verstaut. Dann nahmen die 5 Untersuchungshäftlinge, die als letzte jugendliche Bewohner an diesem Morgen verlegt werden sollten, im Bus Platz. Kurz von 9.00 Uhr verließ er durch die Schleuse das Gelände der JVA Siegburg und machte sich auf den Weg zur JVA Wuppertal Ronsdorf.

Ziemlich unspektakulär endete so die Ära des Jugendvollzugs in der JVA Siegburg: Ohne viel Aufheben, geschäftsmäßig routiniert – ohne roten Teppich, Ansprachen und Reporter (ich war der einzige, der dieses Ereignis mit seiner Kamera festhielt) …Nur Herr Wolfgang Klein gab beim Betreten der JVA Siegburg einen kurzen Kommentar ab: ‚Heute endet in der JVA Siegburg eine Ära. Der Jugendvollzug, der hier 1946 begann, gehört nun endgültig der Geschichte an!‘“